Mehrweg überall zurückgeben: Erster Pilot für anbieterübergreifende Rückgabe von Mehrwegbehältern für Speisen und Getränke erfolgreich abgeschlossen

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Esslingen (ots) –

Der erste Pilotversuch in Deutschland zur Umsetzung des wegweisenden Rückgabekonzepts von Mehrwegbehältern für den Außerhausverzehr von Speisen und Getränken wurde erfolgreich abgeschlossen. Dieser Meilenstein ist das Ergebnis einer engagierten Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren und markiert einen bedeutenden Schritt hin zu nachhaltigeren Verpackungslösungen.

Die vom Umweltbundesamt und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderte Aktion, die von August bis Oktober lief, konnte auf breite Unterstützung und großes Engagement aller Beteiligten bauen. Die enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde Haar, den drei Mehrwegsystemanbietern reCIRCLE, RECUP und Relevo sowie den teilnehmenden Betrieben vor Ort ermöglichte es den Organisatoren von ReFrastructure, der Stiftung für digitale Mehrweginfrastruktur, die gesteckten Ziele dieses ersten anbieterübergreifenden Piloten zu erreichen.

Alle teilnehmenden Letztvertreibenden, darunter fünf Gastronomiebetriebe und zwei Bäckereien, haben in den vergangenen Monaten sämtliche Mehrwegbehälter anbieterübergreifend zurückgenommen. Die Behälter, die sie selbst nicht wieder ausgeben konnten, wurden von ReFrastructure abgeholt und von dem in München ansässigen Unternehmen Profimiet einer professionellen Reinigung unterzogen, bevor sie wieder dem Kreislauf zugeführt wurden. So konnten die Wege kurz und die ökologischen Auswirkungen möglichst gering gehalten werden.

Im Rahmen einer Abschlussbefragung zeigte sich ein Großteil der Gastronom*innen bereit auch weiterhin anbieterübergreifend Mehrwegbehälter zurückzunehmen, sollte das Projekt fortgesetzt werden.

„Als die Stiftung ReFrastructure uns erklärt hat, um was es bei dem Pilot-Projekt geht, haben wir nach kurzem Überlegen zugesagt. Bei uns im Restaurant gibt es Essen in Mehrweg schon seit längerem. Wir finden, dass jeder etwas tun kann und auch tun sollte, um die Müllproblematik zu entschärfen. Falls die mehrwegsystemübergreifende Rückgabe in der Gemeinde Haar weitergeführt wird, dann wären wir auch da mit dabei.“ sagt Giuseppe Montesano, Inhaber des Ristorante Da Pino.

Während der Schwerpunkt auf der Erprobung der digitalen Infrastruktur lag, die eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Mehrweganbietern und damit eine anbieterübergreifende Rücknahme, Logistik und Spülung ermöglicht, bildete die Kampagne „Haar geht den Mehrweg“ zur Information und Aktivierung der Bürgerinnen und Bürger einen weiteren zentraler Bestandteil dieses Pilotprojekts. Somit konnte nicht nur ein Proof of Concept für die digitale Infrastruktur erzielt werden, sondern auch die Aufklärung und Sensibilisierung der Einwohner*innen für die Themen Kreislaufwirtschaft, Verpackungswende und den Nutzen von Mehrweg erreicht werden.

In einer begleitenden Ausstellung vor Ort haben sich im Laufe der drei Monate knapp 700 Besucher*Innen zu den genannten Themen informiert. Außerdem wurde die Möglichkeit zur Rückgabe von Mehrwegbehältnisse an dieser Stelle mit 80 Rückgaben genutzt. Insgesamt wurden über 550 Behälternutzungen und mehr als 3.500 Transaktionen auf der digitalen Infrastruktur verzeichnet.

Laut einer Passant*innenumfrage zum Abschluss des Piloten waren 60 % der befragten Bürgerinnen und Bürger in Kenntnis über den Piloten. Auch ist der Anteil der Befragten, die mit dem Angebot von Mehrwegverpackungen in München-Haar zufrieden sind, am Ende des Pilotzeitraums um knapp 18 % höher als vor dem Piloten.

Bei aller Zufriedenheit mit dem Verlauf und den Erkenntnissen aus dem Pilotprojekt musste jedoch auch festgestellt werden, dass die Bekanntheit und Nutzung von Mehrweg für Take-Away Speisen und Getränke, trotzt der seit Januar 2023 geltenden Mehrwegangebotspflicht noch in den Kinderschuhen steckt.

„Wir sind mit den Ergebnissen des Pilotversuchs sehr zufrieden und konnten zeigen, dass eine anbieterübergreifende Rückgabe machbar ist und von den Verbraucherinnen und Verbrauchern angenommen wird. Dennoch hatten wir gehofft, den Mehrweganteil beim Außer-Haus-Verzehr von Speisen und Getränken steigern zu können – dafür war der Zeitraum von drei Monaten jedoch zu kurz und die Rahmenbedingungen einfach nicht gegeben.“ Sagt Tilmann Walz, einer der Gründer von ReFrastructure. „Die Mehrwegangebotspflicht ist bei vielen Letzvertreibenden noch nicht in letzter Konsequenz angekommen und dementsprechend ist die Nutzung von Mehrwegangeboten noch weit davon entfernt bei den Verbrauchern eine echte Alternative zur Einwegverpackung darzustellen.“

Nach Abschluss dieses Piloten gönnen sich die zumeist ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von ReFrastructure keine Pause. Gemeinsam mit dem Mehrwegverband Deutschland, der Kühne Logistics University, der Initiative Plastikfreien Stadt und dem Wuppertal Institut werden nun die Erkenntnisse und Erfahrungen aus diesem Pilotversuch nachbereitet und genutzt, um weitere Projekte vorzubereiten und zu verbessern.

Die Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Pilotprojekt in Haar werden in den kommenden Monaten veröffentlicht und mit Branchenakteuren und der Öffentlichkeit geteilt.

ReFrastructure – Stiftung für digitale Mehrweginfrastruktur

ReFrastructure steht für eine neutrale digitale Infrastruktur, auf der Daten verschiedener Mehrwegsysteme ausgetauscht werden können. Sie richtet sich sowohl an Systemanbieter als auch an Logistik- und Spüldienstleister. Erklärtes Ziel ist es, Ressourcen effizienter zu nutzen und damit den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Zudem wird die Rückgabe von Mehrwegverpackungen für die Endkundinnen und -kunden deutlich vereinfacht, da sie erstmals anbieterübergreifend erfolgen kann.

Durch die Gemeinwohlorientierung bietet ReFrastructure eine neutrale Plattform, auf der die Datenhoheit der teilnehmenden Unternehmen gewahrt bleibt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Plattformen, die häufig auf gewinnorientierte Modelle ausgerichtet sind, steht bei ReFrastructure der Nutzen für Gesellschaft und Umwelt im Vordergrund.

ReFrastructure startete 2021 als Initiative des Mehrwegverbands Deutschland und ist seit November 2022 eine eingetragene gemeinnützige GmbH. Mit der Unterstützung zahlreicher ehrenamtlicher Mehrweg-Enthusiast*innen, sowie der Förderung durch das Umweltbundesamt und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt war ReFrastructure in der Lage, einen ersten Pilotversuch durchzuführen.

Gemeinde Haar

Haar ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis München, die östlich an München angrenzt. Mit ca. 23.000 Einwohnern verfügt die selbstständige Gemeinde über eine erstklassige Infrastruktur und Verkehrsanbindung. Die Gemeinde Haar ist Mitglied bei der C2C NGO (Cradle to Cradle e.V.) und beim Klimabündnis.

CO2-Bilanz und Klimaschutzmaßnahmen stehen seit 2009 auf der Agenda. Haar liegt bereits heute unter dem Ziel des Landkreises von 6 t CO2-Ausstoß für 2030.

Für den Artenschutz und naturnahen Flächen wurde die Gemeinde 2019 mit dem bundesweiten Label „StadtGrün naturnah“ in Gold ausgezeichnet.

Leitlinien für nachhaltiges Planen und Bauen verabschiedete der Gemeinderat im Juni 2020.

2023 hat die Gemeinde Haar die europäische Circular Cities Declaration (CCD) unterzeichnet – als fünfte Kommune Deutschlands. Sie verpflichtet sich damit freiwillig, Grundsätze der konsequenten Kreislaufwirtschaft einzuhalten.

Pressekontakt:
ReFrastructure – Stiftung für digitale Mehrweginfrastruktur gGmbH
www.refrastructure.org
Niko König
m. + 49 177 65 21 904
e. niko.koenig@refrastructure.org
Original-Content von: ReFrastructure – Stiftung für digitale Mehrweginfrastruktur, übermittelt durch news aktuell
Quelle: ots