Wie realistisch ist die Klima-Neutralität?
Deutschland hat ein neues Klimaschutzgesetz für 2021 verabschiedet, das ein ehrgeiziges Ziel von 65 Prozent weniger CO₂-Emissionen bis 2030 vorsieht. Doch es gibt Zweifel, ob die getroffenen Maßnahmen ausreichen, um dieses Ziel zu erreichen. Erste Studien deuten darauf hin, dass dies bei weitem nicht der Fall ist. Ökostrom allein wird nicht ausreichen, um bis 2045 klimaneutral zu sein. Auf viele Branchen warten tiefgreifende Veränderungen, damit die Klimaziele auch tatsächlich erreicht werden können und nicht weiter nur ein hochgestecktes Ziel bleiben.
Gaming Branche geht mit gutem Beispiel voran
Gerade Gaming ist nicht nur für die User, sondern auch für die Entwickler oft sehr energieintensiv. Die Branche hat erkannt, dass Energieeffizienz und aktiver Klimaschutz wichtig sind und deshalb ist bereits ein großer Teil der Gaming-Branche aktiv geworden. Rund 76 Prozent der Videospiel-Unternehmen versuchen schon seit vergangenem Jahr nachhaltiger zu wirtschaften. Das ist das Ergebnis von der Umfrage des Branchenverbands Game von 2021. Einige Unternehmen im Gaming-Bereich setzen bereits aktiv auf Ökostrom und sparen so erfolgreich Energie- und Heizungsressourcen. Zudem gibt es das Programm „Playing For The Planet“, das während des UN-Weltklimagipfels ins Leben gerufen wurde. Viele bekannte Unternehmen aus der Spieleindustrie haben sich verpflichtet, ihre Emissionen dauerhaft zu reduzieren und dies auch nachzuweisen. Beim großen Teilbereich der Browser-Spiele konzentriert man sich auf den Einsatz neuester Technologien, um Energie einzusparen. Hier sind es sehr oft die neuen Online Casinos, die bei der Programmierung und Ausführung auf die aktuellsten klimaschonenden Erkenntnisse setzen. Sie werden größtenteils mobil oder im Browsermodus gespielt und liefern so wichtige Erkenntnisse, wie man den Stromverbrauch optimieren und reduzieren kann. Neben der Sicherheit und verlässlichen Auszahlungen könnte dieser Aspekt in Zukunft immer wichtiger werden. Konsolenhersteller sind bemüht, künftig Playstation, X-Box und Co mit maximaler Energieeffizienz zu produzieren. Das wurde von den Marktführern Sony, Nintendo und Microsoft im Abkommen der EU-Kommission „Games Console Voluntary Agreement“ (GCVA) zugesichert und unterzeichnet. Ein wesentlicher Bestandteil der Vereinbarung besteht darin, dass die Geräte sich nach einer Stunde Inaktivität automatisch abschalten. Diese Maßnahme hat ein hohes Potenzial, um Strom einzusparen und so können Gamer auch indirekt ihren Beitrag zur Klimaneutralität leisten. In der Gaming-Industrie könnte Green Gaming in den kommenden Jahren zu einem wichtigen Schlagwort werden, da Nachhaltigkeit mittlerweile zu einem Lifestyle-Thema geworden ist.
Deutschland und die schwer zu erreichenden Klimaziele
Obwohl Deutschland im Jahr 2020 das Klimaziel von vierzig Prozent weniger CO₂-Emissionen im Vergleich zu 1990 nur knapp erreichen konnte, wurde das Klimaziel für das Jahr 2021 verfehlt. Das Erreichen der Klimaziele 2020 kann der Pandemie zugeschrieben werden. Der Grund für das Verfehlen von 2021 liegt vor allem im Energiesektor, der ein Plus von 27 Millionen Tonnen Treibhausgasen aufwies. Dabei ist die Nachfrage nach Strom gestiegen, während die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien aufgrund schlechter Windverhältnisse um sieben Prozent gesunken ist. Auch im Jahr 2022 hat Deutschland erneut die Klimaziele verfehlt. Der Grund hierfür waren kurzfristige Maßnahmen zur Gewährleistung der Energiesicherheit aufgrund der Energiekrise. Laut vorläufigen Berechnungen der Denkfabrik Agora Energiewende stagnierte der Ausstoß von Treibhausgasen im Jahr 2022 bei 761 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO₂). Der Energieverbrauch sank im Vergleich zu 2021 um 4,7 Prozent, hauptsächlich aufgrund massiver Preissteigerungen bei Erdgas und Strom sowie milder Witterungsbedingungen. Trotz des geringeren Energieverbrauchs entstanden jedoch aufgrund des vermehrten Einsatzes von Kohle und Öl nicht weniger Emissionen, so die Experten von Agora Energiewende. Insgesamt hat Deutschland im Jahr 2022 im Vergleich zu 1990 nur 39 Prozent der Emissionen eingespart, während das vorgegebene Einsparziel bei 40 Prozent lag. Simon Müller, der Direktor der Denkfabrik Agora Energiewende, macht konkrete Aussagen zur Erreichung der Klimaziele:
- Zubau-Geschwindigkeit bei Solaranlagen müsste sich mehr als verdoppeln,
- Windkraftanlagen an Land müssten sich mindestens verdreifachen,
- Windparks auf See müssten sich verachtfachen
Diese Zahlen zeigen, dass sich das Tempo, um die gesetzten Ziele erreichen zu können, deutlich erhöhen muss. Wie der Expertenrat der Bundesregierung bereits betont hat, besteht ein zunehmender Bedarf an Strom, etwa in Bereichen wie Verkehr oder Bau. Auch für industrielle Prozesse ist es notwendig, die Schlagkraft zu erhöhen, um den steigenden Bedarf an Strom decken zu können.
Deutschland im EU-Vergleich
Deutschland hat seine Vorreiterrolle im Bereich Klimaschutz eingebüßt, da andere Länder mittlerweile deutlich engagierter sind. Gemäß dem Ranking des Umweltschutz-Verbandes Climate Action Network Europe (CAN Europe) lag Deutschland Ende 2022 auf Platz 16. Die ambitioniertesten Klimaschutzmaßnahmen in Europa setzen laut der Rangliste Dänemark und Schweden um. Auch Portugal, die Niederlande, Großbritannien, Norwegen und Estland liegen vor Deutschland. Untätig ist Deutschland allerdings keinesfalls. Es wurden bereits zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, um das Erreichen der Klimaziele zu unterstützen. Dazu gehören unter anderem der Ausbau erneuerbarer Energien wie Wind- und Solarenergie, die Förderung von E-Mobilität sowie Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung in Gebäuden und der Industrie. Auch die Einführung von CO₂-Bepreisungen soll dazu beitragen, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Darüber hinaus gibt es Initiativen zur Förderung der klimafreundlichen Landwirtschaft und zum Schutz von Wäldern und Böden.