Die Umweltfrage in der Gaming-Branche

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Die Umweltfrage ist seit einigen Jahren das Top-Thema in der Weltgesellschaft. Protestaktionen für mehr Klimaschutz, Folgen des Klimawandels oder Umweltdebatten der Industrieländer gehören inzwischen zu den Standardberichten der Nachrichtensender und Zeitungen. Im Fokus der Diskussion steht auch immer wieder die Gaming-Industrie, die sich in einer kontroversen Position hinsichtlich des Verbrauchs der Umweltressourcen befindet.

Sinkender Materialverbrauch durch zunehmende Digitalisierung

In den 90er Jahren wurde das Internetzeitalter eingeleitet, welches enorme Veränderungen in der Gaming-Branche veranlasste. Früchte aus dieser Ära sind die Massively Multiplayer Online Games wie Ultima Online und Lineage, die schnell eine riesige Fangemeinde auf der ganzen Welt aufgebaut haben. Darüber hinaus wurden Slots in Spielhallen sowie traditionelle Karten-, Würfel- und Brettspiele in die digitale Welt eingeführt, die nun in neuen spezialisierten digitalen Portalen angeboten wurden. Plattformen für klassische Spiele wie der Anbieter PokerStars Casino oder der Server Skat-Palast sind heute bedeutende Vertreter des Casual Gamings aus dem Bereich iGaming.

 

Im folgenden Jahrzehnt wurden zudem neue Generationen von effizienteren Konsolen und anderen Gaming-Tools entwickelt. Besonders revolutionär war die Markteinführung des Smartphones. Das Mobilgerät wurde relativ schnell zum meistgenutzten Tool für das Gaming unterwegs, was die Entwicklung von Onlinespielen nochmals ankurbelte. Außerdem sind in den letzten Jahren Cloud-Gaming-Dienste wie Google Stadia oder PS Now auf dem Vormarsch. Hier benötigen komplexere Spiele nicht mehr das klassische Gaming-Zubehör. Dank der groß angelegten Rechenzentren reichen Internetzugang und ein Bildschirm meist vollkommen aus, um stundenlang zu zocken. Mit diesen neuen Entwicklungen gehen Gamer mehr denn je online. Zum ersten Mal in der Geschichte wurden 2020 mehr digitale Spiele verkauft als physische Kopien. Infolgedessen sinkt in den letzten Jahren der Energie- und Materialbedarf für die Produktion von Spielen kontinuierlich – ein Effekt, von der die Natur zu profitieren scheint. Doch die zunehmende Digitalisierung birgt eine andere Umweltgefahr in sich.

Steigende Emissionen

Nach Meinung der Experten bedeutet die Umlagerung des Gamings in das Internet nicht gleich eine Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks. Denn je mehr Spiele online gespielt werden, desto mehr Rechenzentren werden aufgestellt, die Unmengen an Energie verbrauchen. So lag 2020 der Energiebedarf der weltweit existierenden Rechenzentren schätzungsweise bei etwa 200 bis 1.000 Terawattstunden (TWh), was ungefähr 100 bis 500 Millionen Tonnen CO₂-Ausstoß bedeutet.

Insgesamt haben Digitalisierung und neue Technologien große Auswirkungen auf die Umwelt zur Folge. Eine Studie über die künstliche Intelligenz zeigt zum Beispiel, dass das Training von großen KI-Modellen im Bereich der Sprache fast fünffach mehr Emissionen verursacht als ein durchschnittlicher Mensch im Laufe seines Lebens mit dem Auto. Da die Gaming-Branche ein wichtiger Träger des technischen Fortschritts ist, sind ohne ernsthafte Gegenmaßnahmen zukünftig weiter steigende Emissionsraten zu erwarten.

Gegenmaßnahmen in der Gaming-Branche

Viele Unternehmen betrachten den Klimaschutz leider immer noch als eine teure Verpflichtung. Doch einige große Gaming-Unternehmen versprechen ihren Kunden, den firmeneigenen CO₂-Ausstoß zu reduzieren. So hat sich Sony zum Ziel gesetzt, bis 2050 einen Nullwert zu erreichen. Der Umweltplan des Tech-Giganten beinhaltet die Produktion von umweltbewussten Produkte und Dienstleistungen, Ziele zum Energiesparen, Recyclingprogramme und die Förderung von erneuerbaren Energien.

Microsoft will bereits 2030 CO₂-negativ und wasserpositiv sein. Für die Reduzierung der Emissionswerte setzt das Unternehmen hauptsächlich auf die steigende Nutzung von erneuerbaren Energien. Zudem sind Investitionen für neue Technologien zur CO₂-Reduktion in Planung. Für den Wasserschutz will Microsoft seinen Wasserverbrauch pro Megawatt verbrauchter Energie in Betrieben senken und gleichzeitig wasserarme Regionen mit Wasser versorgen.

Auch Ubisoft proklamierte 2020 sein Engagement zur globalen CO₂-Neutralität. Geplant ist die Dekarbonisierung des Betriebes durch den Einsatz von erneuerbaren Energien und Steigerung der Energieeffizienz. Hinzukommt die finanzielle Unterstützung von externen Umweltprojekten, wie Biogasentwicklungsprogramme, Initiativen zum Kunststoffrecycling oder Wiederaufforstung von Wäldern und Mooren.

Die konkreten Maßnahmen dieser Gaming-Giganten beweist, dass die Umweltfrage auch bei der Gaming-Industrie Anklang gefunden hat. Doch noch ist die Branche ein ernstzunehmender Emissionsproduzent. Die zunehmende Digitalisierung reduziert zwar den Materialverbrauch bei der Produktion von Games, erhöht aber gleichzeitig den Emissionsausstoß durch die wachsende Nutzung von Rechenzentren. Nur ernsthafte Schritte aus der Industrie in Richtung Emissionsminderung werden einen positiven Beitrag zum Umweltschutz leisten.